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Unsere erste Station (nach der kurzen Übernachtung in Wadi Halfa) sollte Abri werden. Nur um die 100km von Wadi Halfa entfernt, da wir erstmal morgens noch unsere Registrierung bei der örtlichen Polizei vornehmen mussten. Es gestaltete sich etwas schwieriger, da wir mal wieder Copies von unseren Passports, Passbilder und Copies unseres eingestempelten Visums brauchten. Nun bis auf die Copies des eingestempelten Visums haben wir alles, ganz Berater Manier, bereits vorbereitet. Die letzte Copy natürlich nicht. Tja auf der Suche nach einem Copy Shop sind wir aus versehen beim Friseur reingelaufen (schicke Haarschnitte wurden dort gemacht), sind in Supermärkte und Handyshops reingelaufen. Leider hatte der richtige Copy Shop zu und wir erhielten sehr widersprüchliche Aussagen, wann er wieder öffnen sollte (in 15 Minuten, in 4 Stunden, heute garnicht mehr, ab morgen ist ja EID (Feiertag)). Schließlich haben wir im Handyshop eine nette Dame überzeugen können, dass unser ganzes Wohlergehen von der Copy abhängt und sie hat sich bereit erklärt, die Copy zu machen. Nach der Registrierung konnte es auch endlich los Richtung Abri gehen, es war auch schon 12 Uhr (wir sind um 8 mit unserem Vorhaben Registrierung und SIM Kartenkauf gestartet).

Unsere Fahrt führte uns auf einer gut geteerten Strasse durch eine unwirkliche Landschaft, eine Geröllwüste mit hohen Bergen und teilweise noch Sand. Nicht nur wegen der Mondlandschaft gaben wir der Strasse den Namen Road of the dead – in Abständen von ein paar Kilometern lagen am Strassenrand mal mehr mal weniger ausgedörrte Kuhleichen. Wie wir später erfahren haben, kamen die Leichen von ägyptischen Truckern, die, wenn die Kühe auf ihren Trucks verendeten, diese einfach an den Straßenrand schmissen. Es war ja auch keiner da, der sie wieder aufsammelte.

Der Nil kam uns langsam wieder näher. Es ist wirklich erstaunlich, wie sich in den Ländern Ägypten und Sudan alles Lebende um den Nil sammelt. Neben den Menschen sind das die Pflanzen und die Tiere. Das Flussbett des Nils ist im Sudan nicht mehr so breit genutzt wie in Ägypten, sodass sich nur eine kleine grüne Linie durch die Wüste zieht. An so einem Punkt sind wir von der Strasse abgefahren und rein nach Abri. Nun eins darf ich natürlich wieder nicht verschweigen, es hatte mal wieder um die 45 Grad im Schatten… und die Sonne schien natürlich… Bei der Ankunft am nubischen Guesthouse (der Besitzer war leider derzeit in der Stadt, hatte aber einen Zettel mit Handynummer hinterlassen), haben wir erstmal unsere Stühle ausgepackt und uns in den Schatten an den Nil gesetzt. Neben dem Guesthouse war direkt der Hauptbootsanlegesteg, der die Bewohner der Nilinseln mit Abri verband. Es war also ein reges Kommen und Gehen. Und jedes Mal waren wir natürlich die Hauptattraktion. Es kamen unzählige Leute zu uns, wir wurden begrüsst und Hände wurden geschüttelt. Jugendliche kamen vorbei, um ihr Englisch zu üben und sich mit uns über Fußball zu unterhalten (mit Harry endete die Unterhaltung meist recht schnell, Fussball ist ja nicht so seins…).

Nach ca. 3,5 Stunden starkem Schwitzen haben wir Magzoub kennengelernt, den Besitzer des Guesthouse. Ein kleiner, schmaler Nubier, mit dem typischen Boden-langen Hemd bekleidet (seins war etwas durchsichtig und er hatte wohl wenig Verwendung für Unterwäsche), aber guten Englisch-Kenntnissen und wahnsinnig gastfreundlich. Natürlich hat er uns direkt eingeladen, in seinem Familienhaus Abend zu essen. Es war super. Wir erfuhren auch etwas mehr zu seinem Hintergrund.

Magzoub hat 7 Jahre lang bei einer Öl-Firma in Khartoum gearbeitet. Hat neben den Guesthouse in Abri noch eine grosse Farm (die wird aber von Angestellten bearbeitet) und ein Haus mit Auto in Khartoum. Aber er mag das Landleben mehr, in Abri kennt er jeden, dort wohnt seine Familie und außerdem ist es dort angenehmer nichts zu tun. 🙂 Den Job bei der Ölfirma hat er einem ungeheuren Zufall zu verdanken. Er war in Khartoum und saß in einem Café, in dem erzählt wurde, dass die entsprechende Firma Sudanesen anstellt, die Englisch könnten. Ohne große Vorbereitung ist er zum Sitz der Firma in seinem traditionellen nubischen Outfit (kein Anzug etc. wie die ganzen anderen Bewerber). Er war der Letzte, der schließlich aufgerufen wurde. Sofort wurde er von dem britischen Mann gefragt, warum er nicht in Anzug käme und was er hier wolle. So nannte Magzoub seinen Namen, seinen Wohnort Abri und er hätte gehört die Firma sucht jemanden, der Englisch kann. Daher sei er hier. Der Brite fragte noch einmal nach, du bist Magzoub aus Abri? Ja klar. Der Mann nahm Magzoub mit in sein Zimmer und zeigte ihm ein Foto. Vor über 10 Jahren ist der Brite mit seinem Motorrad in Abri hängen geblieben und Magzoub und sein Vater haben ihm geholfen, seine Maschine wieder fit zu bekommen. Der Brite sagte, damals hast du mir geholfen, jetzt helfe ich dir. Hier hast du 100 Dollar, kauf dir einen Anzug und morgen sehe ich dich hier wieder. Und so hatte Magzoub einen extrem lukrativen Job erhalten. Man sieht sich immer zweimal im Leben!

Nun zurück zu unsrem Abend in Abri. Wir rauchten noch Schischa auf dem Markt, niemand belästigte uns wie in Ägypten. Alle grüßten nett und schauten interessiert. Da es immer noch um die 38 Grad hatte, beschlossen wir mit Magzoub im Dunklem im Nil schwimmen zu gehen. Es war ein einmaliges Erlebnis, unter dem Sternenhimmel der Wüste in der Nacht im Nil zu baden. Er war übrigens sehr erfrischend und hatte eine verdammt starke Strömung. Und Verklemmtheitwar Fehlanzeige. Im Sudan herrscht eigentlich Bikini-Verbot. Bei den Nubiern und insbesondere bei Magzoub kein Problem. Nach mehrmaliger Aufforderung bin ich schön in Unterwäsche in den Nil gesprungen. 🙂 Danach sind wir in unser Bettchen im Unimog geschlüpft. Wir mussten am nächsten Tag ja wieder weiter. Wenn die Hitze nicht gewesen wäre, wir wären gerne noch länger bei Magzoub geblieben und hätten seinen lustigen Geschichten weiter zugehört. Aber uns zog Khartoum magisch an mit der Versprechung auf einen Pool im German Guesthouse.

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