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Eigentlich hatten wir geplant von Negele in südlicher Richtung direkt nach Moyale bzw. über Mega zu fahren. Da wir den Zustand der Straße nicht genau kannten, ein paar Locals uns aber von der Strecke abgeraten haben, haben wir uns entschlossen auf Nummer sicher zu gehen und einen „kleinen“ Umweg zur kenianischen Grenze zu nehmen. Unsere Erfahrungen auf Straßen im Hinterland auf dem Weg nach Negele und die Tatsache das wir dort kein Bargeld bekommen haben, hat die Entscheidung ebenfalls beeinflusst. Die neu geplante Route sollte uns nun in drei Etappen über Awassa und Yabelo nach Moyale zur kenianischen Grenze bringen.

Wie gewohnt sind wir wieder früh gestartet. Um kurz nach 6 Uhr haben wir das Turkana Hotel in Negele verlassen und uns auf den Weg nach Awassa gemacht. Die Dieseltanks waren beide noch gut halb voll, sodass wir die gut 300km ohne Probleme schaffen sollten. Es war wie immer um die Uhrzeit kaum Verkehr und die ersten Kilometer schmolzen nur so dahin. Natürlich blieb dies allerdings nicht lange so, denn es ging mal wieder ins Hochland. Neben den teilweise recht steilen Steigungen die uns ausgebremst haben kam dann auch noch dichter Nebel dazu. Stellenweise konnte man kaum noch 20 Meter weit sehen.

Aber auch das war irgendwann geschafft und es ging wieder etwas hinunter um hinter Wendo auf die Hauptstraße in Richtung Norden abzubiegen. Das war zwar nicht in die Richtung die wir eigentlich wollten, aber in Awassa sollte es einen netten Stellplatz bei einem Resort geben, ein Restaurant mit laut Reiseführer exzellenter Pizza und funktionierenden ATMs, sodass wir die 50km hin und zurück als Umweg in Kauf nahmen. An der Kontrolle kurz hinter der Abzweigung haben wir dann noch ein paar Bananen und Passionsfrüchte von den Kindern auf der Straße gekauft. Hierbei hat es sich als vorteilhaft erwiesen einen fixen Geldbetrag auszurufen (in dem Fall 20 Birr) und zu fragen wer einem dafür die meisten Bananen bietet. So haben wir für die 20 Birr (ca. 60 Cent) 9 kleine Bananen bekommen, die sehr lecker waren.

In Awassa angekommen haben wir dann als erstes nach einem Geldautomaten ausschaue gehalten. An der ersten Gelegenheit wo man dann auch gut parken konnte habe ich es gleich versucht. Der erste Geldautomat war leider außer Betrieb, aber an dem daneben hatte ich Glück. In dem Moment konnte es kein schöneres Geräusch geben als das Auszählen der Noten im Gerät. Nachdem wir in Negele mehrmals erfolglos versucht hatten bei den zwei im Ort vorhandenen Automaten Geld zu bekommen war es ein schönes Gefühl wieder flüssig zu sein. Das haben wir auch gleich ausgenutzt und den Unimog mal wieder voll getankt. Danach war das meiste Bargeld aber auch schon wieder aufgebraucht 🙂

Übernachtet haben wir in Awassa auf dem Rasen des Progress International Rezort Hotel. Das hört sich besser an als es war, aber immerhin standen wir recht nett direkt am See unter einem Feigenbaum. Man musste allerdings höllisch aufpassen, da dort einige Affen unterwegs waren. Die sind natürlich gleich auf dem Unimog rumgeklettert. Als sie dann noch durch die Frontscheibe die restlichen Bananen gesehen haben, waren sie wie hypnotisiert. Die habe ich dann mal lieber weggepackt. Nachdem wir in der Stadt noch etwas eingekauft und noch mal die Bargeld Reserven aufgestockt hatten, haben wir uns bei einem Restaurant, wo es laut Reiseführer und Internet gute Pizza aus dem Holzofen geben sollte, zwei leckere Pizzen gegönnt. Nach der reichlichen Vorspeise hatten wir zwar nur noch Hunger für die halbe Pizza, hatten aber dafür dann schon Verpflegung für den nächsten Tag.

Am nächsten Tag ging es dann wieder früh los. Nach dem Frühstück ging es im Morgengrauen wieder auf die Straße und diesmal sogar in die richtige Richtung. Nach Süden – zur kenianischen Grenze. Die ersten Kilometer gingen relativ gut, aber dann wurde die Straße schlechter. Hinter Awassa kommen ca. 150km an Straße, die derzeit neu gemacht wird. Das passiert im laufenden Verkehr und anscheinend ohne großes System. Mal ist eine Seite neu asphaltiert für ein paar hundert Meter oder gar Kilometer und dann hat man wieder nur eine Schotterpiste mit extremen Schlaglöchern. Die waren teilweise sogar so schlimm, dass die normalen Vans nicht durchkamen bzw. sehr kreativ durchfahren musste um nicht aufzusetzen. Eigentlich obliegt der Straßenbau den Chinesen, aber die schaffen das anscheinend auch seit 5 Jahren nicht… Das Geschaukel und der quälend langsame Fortschritt war auf Dauer zermürbend. Zumal es auch hier mal wieder ins Hochland ging.

Aber auch das hatte irgendwann ein Ende und dann kam die gute, neu geteerte Straße. Diese sollte sich bis zur Grenze so fortsetzen. Der große Vorteil war, dass auf Grund der schlechten Teilstrecke kaum jemand unterwegs war, da die meisten Fahrzeuge bereits kurz hinter Addis auf eine alternative Route ausweichen. Für uns gab es daher eine super Straße mit wenig Verkehr, sodass wir gut voran kamen. Es wurde auch Tier- und Menschen-leerer. An einer weit einsehbaren Stelle wollte Anne dann doch mal riskieren, eine kurze Pippi Pause zu machen. Sie stieg aus und kurz nachdem sie sich bereit gemacht hatte, kam schon aus dem nächsten Gebüsch das Gerufe Youyouyouyou. Also nix wie ab in den Unimog und weitergefahren, you are never alone in Ethiopia!

Unser Tagesziel – Yabelo – haben wir am frühen Nachmittag erreicht. Hier haben wir in der Yabelo Green Pension Station gemacht und uns erstmal ein Bier gegönnt. Der Unimog konnte sicher im Hof stehen und wir  haben in einem einfachen Zimmer geschlafen.

Am nächsten Morgen ging es mal wieder früh los. Direkt zum Sonnenaufgang gegen kurz nach 6 Uhr haben wir uns auf unsere finale Etappe durch Äthiopien auf den Weg gemacht. Es war mal wieder kaum Verkehr und die Straße war nach wie vor in super Zustand, sodass wir die gut 200km bis kurz vor 9 Uhr geschafft hatten. Unterwegs wurde das Land langsam flacher und auch die bisher extrem dichte Besiedelung ging zurück, sodass man stellenweise für ein paar Kilometer mal keine Menschen gesehen hat.

Bevor wir über die Grenze gefahren sind haben wir noch die letzten Äthiopischen Birr in Diesel investiert und getankt. Immerhin ist es in Kenia gleich doppelt so teuer und mit einem knappen Euro je Liter kaum günstiger als zu Hause. An der Grenze ging es dann alles recht schnell. Die Ausreise aus Äthiopien war nach einer Stunde erledigt und auch die Einreise nach Kenia ging innerhalb einer Stunde problemlos über die Bühne. Wieder einmal hat uns der große Unterschied zwischen Land und Leuten, der sich direkt an der Grenze bemerkbar macht, erstaunt. Wo es auf der äthiopischen Seite noch staubig und trostlos aussah, war es auf der kenianischen Seite farbenfroh und freundlich. Bei der Einreise nach Kenia wurde man sowohl beim Zoll, als auch bei der Immigration gleich mit einem breiten Lachen und einem freundlichen „How are you?“ empfangen. Es wurden kleine Späße gemacht und Smalltalk betrieben. So etwas kannten wir aus Äthiopien nicht.

Da wir bereits um kurz vor 12 Uhr alle Formalitäten erledigt hatten und nach Auskunft der Beamten die Straße in Richtung Nairobi in einem super Zustand sein sollte, beschlossen wir nicht wie ursprünglich geplant in Moyale zu übernachten, sondern gleich die 250km bis nach Marsabit zum Camp Henry weiter zu fahren.

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