ENTER YOUR KEYWORDS

Unsere erste Safari im Unimog wollten wir im Samburu Nation Park machen. Dieser liegt gut 200km südlich von Marsabit auf dem Weg nach Nairobi. Er ist zwar relativ klein, aber trotzdem gibt es dort unter anderem Löwen, Leoparden, Elefanten, Giraffen, Zebras und Antilopen zu sehen. Im Vorfeld war es leider relativ schwierig vernünftige Informationen zu bekommen, insbesondere was das Campen im Park angeht. Hier wird deutlich, dass die Zielgruppe für die Nationalparks in Kenia hauptsächlich Tour Operators, also Reiseveranstalter sind. Selbstfahrer sind selten und werden kaum berücksichtigt. So verwunderte es uns auch nur bedingt, als am Abzweig zum Nationalpark von der Hauptstraße zwar Hinweisschilder zu allen möglichen Lodges angebracht waren, aber keines was auf den Eingang des Nationalparks an sich hinwies.

Nach den letzten 5km über eine hügelige Sandpiste hatten wir dann das Archer’s Post Gate des Nationalparks erreicht. Hier wollten wir den Park Eintritt, die Campinggebühr und auch die Zusatzgebühr für das Auto bezahlen. Alles in allem gute 200 USD. Auf die Frage, ob eine Zahlung per Kreditkarte möglich sei wurde dies freundlich verneint. Unsere USD Reserven wollten wir dafür nicht anbrechen, aber eine Zahlung in kenianischen Schilling sei ebenfalls möglich. Leider (oder wie sich später herausstellte zum Glück) hatten wir so viel Bargeld nicht dabei. Aber die netten Ranger meinten in der National Park Verwaltung am anderen Ende des Parks gäbe es einen Geldautomaten und wir könnten auch auf dem Rückweg bezahlen.

Froh auch diese Hürde genommen zu haben gingen wir zurück zum Unimog, um die Safari zu starten. Leider hörten wir am Auto dann ein deutliches Zischen. Irgendwo verloren wir Druckluft. Kein Problem dachte ich. Das hatten wir ja schon öfter und es war eigentlich immer eine Schraube die sich gelöst hatte. Meist am Getriebe beim Ventil für den Schaltzylinder des Planetengetriebes. Also schnell den Knarrenkasten ausgepackt und losgelegt. Leider stellte sich beim Festziehen dann das alte Sprichwort „Nach fest kommt ab“ als allzu war heraus. Das Gewinder einer Holschraube im Ventil war hin. Der Luftverlust war enorm. Normalerweise haben wir im Unimog 18 Bar Druck im System, mit unserem Leck kam der Luftpresser nur noch knapp über 9 Bar. In unseren Augen zu wenig um zu Fahren und vor allem zu Bremsen.

Nach einigem hin und her überlegen versuchte ich die Schraube mit Teflonband abzudichten und einzuschrauben, leider erfolglos. Zusätzlich habe ich versucht die Schraube mittels eines Stück Schnurs so zu fixieren, dass das Leck minimiert wird. Am Ende hat es alles nichts geholfen. Noch nicht mal die gut gemeinten Ratschläge der Ranger die Schraube mit einer Schnur zu umwickeln. Zwischenzeitlich kam noch ein Bus mit einer ganzen Schulklasse auf Ausflug an und im Nu starrten mich viele dunkle Kinderaugen unter dem Unimog an und grinsten. Wir haben dann zwischenzeitlich versucht unseren Ansprechpartner bei Unimog Henne in München zu erreichen und hatten Glück. Es war Freitag kurz vor 12 und er war noch im Büro. Er wusste auch gleich um welches Teil es sich handelte und hatte auch gleich einen Lösungsvorschlag. Auch wenn der Druck nur 9 Bar erreichte sollten wir versuchen zu fahren, um zumindest wieder auf die feste Straße zu kommen.

Das haben wir dann auch versucht und konnten, sogar mit ein paar Bremsproben gut fahren. Nach einer viertel Stunde hatten wir wieder Asphalt unter den Rädern. Leider stellte sich beim Abbiegen auf den Asphalt nach dem euphorischen hochschalten von dem 4. in den 5. Gang das nächste Problem ein. Die schnelle und langsame Gruppe werden beim Unimog durch das Planetengetriebe umgeschaltet. Das passiert zwischen dem 4. und dem 5. Gang und wird mit Druckluft geschaltet. Eben genau da wo es am Ventil bei uns undicht war. Beim Schalten stellte sich das Planetengetriebe dann in Mittelstellung, sodass wir in keinem der Gänge mehr Vortrieb hatten. Also schnell auf den Seitenstreifen und noch einmal in München anrufen.

Auch hier bekamen wir gleich kompetente Hilfe und Lösungsvorschläge. Bei unzureichendem Druck auf dem Schaltzylinder des Planetengetriebes stellt sich dieses automatisch in Mittelstellung. Da der Druck kurzfristig nicht zu reparieren war, hilft es nur den Hebel am Getriebe manuell zu betätigen und in einer Stellung zu blockieren. Welche das für die schnelle Gruppe ist (wen es interessiert, der Hebel muss nach vorne) wurde in München noch einmal mit dem Werkstattmeister bestätigt. Also bin ich wieder mal unters Auto gekrochen und habe versucht den Hebel zu bewegen und mit einer Schnur zu fixieren. Dabei habe ich gemerkt, dass der Hebel extrem schwer von Hand zu bewegen ist und meine Schnur zu dünn ist – gerissen.

Also musste unsere dickere Wäscheleine dran glauben. Mit einer Schlaufe und mehreren Windungen ging es im Flaschenzug-Prinzip dann doch. Zwischenzeitlich kamen mal wieder mehrere Schaulustige an und fragten was los sei. Darunter waren auch mehrere „mechanics“ die ihre Dienste anboten. Das fehlte mir in diesem Moment noch und so war ich froh, als Anne sie mit Zigaretten und einem Gespräch versorgte. Auf die Frage ob ich auch ein „mechanic“ seit antwortete sie nur, dass ich sogar ein „engineer“ sei und daher kein „mechanic“ nötig sei. Nach ein paar Minuten war der Umschalter fixiert und kurz ausprobiert ob wir Vortrieb bekamen. Erfolg – wir rollen wieder!

Daraufhin haben wir uns noch einmal in München gemeldet und den Erfolg vermeldet. Auf die Frage wie weit wir nun fahren können hieß es nur, dass der luftgekühlte Luftpresser der Schwachpunkt sei. Da dieser nun nie den Abschaltdruck erreicht läuft er die ganze Zeit auf Volllast. Bei möglichst niedriger Drehzahl und regelmäßiger Kontrolle sollten wir es bis Nairobi schaffen. Immerhin waren das noch gut 320km. Eine nicht zu unterschätzende Einschränkung bei unserer Behelflösung war allerdings, dass wir nur noch die Gänge 5-8 vorwärts fahren können. Damit konnten wir nur hoffen nicht an einem steilen Berg anfahren oder irgendwo rangieren zu müssen.

Also haben wir uns auf den Weg gemacht und unterwegs immer die Druckanzeige im Auge behalten. Falls der Luftpresser ausfallen sollte müssten wir sofort anhalten, da wir dann in kürzester Zeit keine Luft mehr zum Bremsen hätten. Wir sind relativ schonend mit maximal 60 km/h bei knapp 2000 Umdrehungen/Minute gefahren. Das Split Getriebe konnten wir übrigens auch nicht mehr schalten. Unterwegs haben wir noch getankt und ein paar Samosas als Mittagessen gekauft. Eine Messung des Luftpressers mit dem Infrarot-Thermometer ergab knapp über 100° Celsius an der heißesten Stelle. Das sollte noch ok sein. Zwischenzeitliche hatte Anne uns schon eine Unterkunft auf halbem Weg nach Nairobi herausgesucht. Ein nettes Resort unweit des Mount Kenia hinter der Stadt Nanyuki.

Bevor wir dort allerdings ankamen ging es in den Ausläufern des Mount Kenia noch einmal ordentlich bergauf und bergab auf schmalen Straßen. Alles noch kein Problem, aber dann war zu allem Überfluss auch noch ein Tanklaster mit Benzin mitten auf der Fahrbahn umgestürzt. Alles blockiert, die Feuerwehr und Polizei war schon vor Ort. Nach etwas warten ging es dann an der Unfallstelle vorbei. Auf der extrem steilen und schrägen Böschung fahrend. Das die Vordermänner immer wieder angehalten haben, um zu gaffen hat unsere Kupplung und unsere Nerven zusätzlich strapaziert. Aber zum Schluss war alles gut und wir sind im Resort angekommen. Dort war es auch so geräumig, dass wir mit dem Unimog erst vor der Rezeption und dann auch auf dem Camping Platz ohne Probleme umdrehen konnten. Abends haben wir uns einen Burger und ein Bier am offenen Kamin gegönnt und sind dann erschöpft eingeschlafen. Das wir nebenbei auch noch den Äquator überquert hatten und uns nun auf der Südhalbkugel befanden haben wir bei der ganzen Aufregung gar nicht bemerkt.

Am nächsten Morgen ging es mit dem Morgengrauen wieder los in Richtung Nairobi. Die Fahrt war ohne besondere Ereignisse und je näher wir der Hauptstadt kamen desto breiter, aber leider auch voller wurden die Straßen. Kurz vor dem Stadtgebiet mussten wir noch über eine Wage fahren, um festzustellen ob wir auch nicht die zulässige Achslast überschreiten. Nach etlichen 2-spurigen Kreisverkehren und vielen Autos kamen wir dann endlich in eine ruhigere Wohngegend und standen dann auch bald vor dem Tor der Jungle Junction. Dies war sowieso unser Anlaufpunkt für Nairobi gewesen, war aber erst für später eingeplant…

[Google_Maps_WD id=23 map=13]
share
Eberhard
August 11, 2018 at 18:07 Reply

Sehr schnelle Fehlersuche!

NEXT POST

LEAVE A COMMENT

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.