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Angekommen auf der Al Sorat Farm kam uns direkt ein junger Kerl, grosse Ohrringe und über und über mit Öl beschmiert entgegen. David, 29 aus Frankfurt, der erste Overlander, den wir auf unserer Reise getroffen haben. David, ein wahnsinnig spannender Typ, seine Geschichte auch umhauend. 

Er ist vor 30 Monaten in Heidelberg mit seinem Mercedes 508 Bus (Baujahr 1981 – wie unser Mog) mit Frau und Kind losgedüst. Gestartet in Marokko und dann einmal rum um den Kontinent. Gerade war er seit längerem auf der Al Sorat Farm, da seine Blattfedern gebrochen waren. In dem Zuge hat er auch einfach direkt die ganze Bremsleitung etc. ausgetauscht. Harry und er waren also die kommenden Tage gut beschäftigt. 🙂

Wir erfuhren immer mehr von David, eigentlich war er schon seit 4 Monaten in Verzug, da er 3 Monate in Äthiopien im Gefängnis gesessen hat. Mein erster Gedanke war – Drogen. Aber was ganz anderes war der Fall. Er hatte in Gonder nach einer Abbiegung einen Mann überfahren. Der Mann war ihm direkt vor das Auto gestolpert. Er hat den Unfall nur aus dem Rückspiegel gesehen, sein Glück, dass er vorher erfahren hatte, wenn so etwas passiert, fahr weiter zur nächsten Polizeistation, steig nicht aus und kümmere dich nicht um den Überfahrenden, die Familie würde dich aufgrund von Blutrache sofort umbringen. Das scheint auch vor ein paar Monaten im Omo Valley passiert zu sein. Nachdem ein Mann überfahren wurde, haben die Familienangehörigen die nächsten vier Autofahrer erschossen. Oh ja in dem Moment ging es uns wohl so wie euch gerade, unsere Lust auf Äthiopien schwand etwas. 🙂 Es hat 3 Monate gedauert, bis David endlich seinen Gerichtsprozesse bekam (er war eine Ausnahme, manche warteten dort im Gefängnis schon 2 Jahre auf die Verhandlung). Er wurde freigesprochen und musste, nach einer Entschädigungszahlung an die Familie des Verstorbenen sofort das Land verlassen. Man hat gemerkt, dass ihn das alles psychisch sehr belastet hat. Er hatte noch viele Geschichten auf Lager, aus Nigeria, dem Kongo etc. Allesamt faszinierend. So haben wir jeden der drei Abende zusammen verbracht und gekocht und gegessen und geredet. David nahm uns auch ein bisschen die Angst – mit welcher Möhre er seit 30 Monaten diesen Weg geschafft hat – dann schaffen wir das auch. 

Insgesamt haben wir unseren Aufenthalt auf der Al Sorat Farm sehr genossen, es war ein wunderschöner Stellplatz, eigentlich der beste in Ägypten. Neben David haben wir noch Hatem kennengelernt, junger, sehr zurückhaltender ägyptischer Tierarzt. Nur um während des Ramadan an Bier zu kommen, hat er David, Harry und mich abends eine Stunde durch Kairo gefahren auf die andere Seite der Stadt, dort gab es ein Restaurant mit Bierausschank. Aber nur für Ausländer, Hatem und sein Freund mussten Saft trinken. 🙂 Die Besitzerin hat ein großes Herz für Hunde, es waren ca. 15 Hunde auf der Farm, mehr oder weniger behindert. In dem Teil von unserem Stellplatz gab es vier Hunde, der eine hatte nur noch 3 Beine, der andere litt unter Schilddrüsen-Unterfunktion und sah daher aus wie eine dicke Wurst auf 4 Beinen, einer hatte eine kaputte Hüfte und der letzte in der Bande war ein Totalausfall, die Leber- und Niereninsuffizienz, Zahnfehlstellungen (er konnte nicht richtig kauen), und auch Probleme mit der Muskulatur. Neben den Hunden gab es noch einen alten Kakadu, der auf der Terrasse saß und immer laut geschrien hat. Es war also immer was los. 🙂

Nach drei Tagen Schrauben, gemeinsamen Trinken und Essen vielen Geschichten verliessen wir die Al Sorat Farm Richtung Assyut. Dort hatten wir schon eine Unterkunft vorreserviert. Wild campen ist ja leider in Ägypten kaum möglich. Was uns aber dort erwarten sollte, damit haben wir nun wirklich nicht gerechnet. 

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