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Als nächster Stop war die Hauptstadt Malawis, Lilongwe auf unsere Route. Fun Fact, zu Beginn der Reise haben wir ja jedem erzählt, dass wir die großen Städte meiden wollen. Bis dato waren wir in jeder Hauptstadt – bis auf Tansania, aber Dodoma kann man auch nicht als Hauptstadt definieren. ? Nun gut, es ging los. In Malawi sind wahnsinnig viele mit dem Fahrrad unterwegs – ein Auto kann sich eigentlich keiner leisten. Aber was ich eigentlich lustig daran fand, es gab sogar Fahrradtaxis. Nicht wie in einem TukTuk nur mit Fahrrad vorne dran, nein auf dem Gepäckträger war ein extra Kissen aufgespannt, auf das man sich als Fahrgast setzten kann. Wirklich eine sehr gute Idee! 

Unsere Fahrt nach Lilongwe verlief eigentlich relativ ereignislos – ein paar Polizeistops und ein paar sehr ominöse Brücken, so richtig stabil wirkten diese nicht. Die Straße war auch eher sehr schlecht, da hier die vollkommen überladenen Riesen Zuckerrohrtrucks die ganze Straße kaputt machen. Nun eine Sache passierte uns dann doch in Malawi, womit wir definitiv nicht in Malawi gerechnet haben (Warm Heart of Africa und so). Ein Mann mit einem Fahrrad an der Straße bückte sich und wir dachten schon, was macht der denn da. Und Zack hat er einen ca. Tischtennis-großen Ball durch unser Fenster geworfen und Harry direkt an der Schulter getroffen. Und zwar ziemlich hart. Gott sei Dank ist er nicht gegen den Kopf geknallt und hat keine Scheibe kaputt gemacht. Das ist uns ja noch nicht mal in Äthiopien passiert – und das will schon was heißen. ?

Neben dem Stein-Maleur fiel uns noch auf, dass der Öldruck immer wieder schwankte. Wir dachten uns er nix dabei, vielleicht war ja einfach ein Wackelkontakt in der Anzeige. Ey das sollte sich noch als große Fehldiagnose herausstellen. Als wir in Lilongwe ankamen, sind wir erstmal zum nächsten Supermarkt. Der sah eigentlich ganz gut aus. Das einzige nervige war, sobald man auf den Parkplatz gefahren ist, war man umringt von willigen Verkäufern, die einen eine Liste von Obst und Gemüse unter die Nase hielten und man könnte sagen, was man brauchte. Eigentlich ja ganz praktisch, aber keiner von ihnen beantwortete meine Frage nach dem Preis. Sind aber erstmal los zum Tomaten holen. Wir sind dann parallel in den Supermarkt. Plötzlich sehe ich in der Obst und Gemüse Abteilung den Typen vom Parkplatz Tomaten in eine Tüte einpacken. Und zack raus aus dem Laden – so funktioniert das wohl hier, auf dem Parkplatz kann man schön frisch geklaute Lebensmittel kaufen. ? Ich habe den Jungs dann dankend abgelehnt, der Preis war auch noch höher als im Supermarkt. ?

Wir wollten die Nacht auf einem Parkplatz von einem Backpacker Hostel verbringen. Echt eine ganz coole Location. Malawi ist wirklich sehr beliebt unter den Backpackern. Der Besitzer dort war Holländer und ist selbst mit einem Unimog nach Malawi gefahren. Also optimal für uns. ? Das ganze Hostel war voll mit Volontären – alles Weltverbesserer in der Entwicklungshilfe. Außer einer, Thomas, ein Arzt aus Deutschland, der für die GIZ in Blantyre an der Uni in Anästhesie ausbildet – zwar auch für die Entwicklungshilfe tätig, aber ohne rosarote Brille. Er hatte echt super Geschichten auf Lager, war selber schon als Begleitarzt bei der Ralley Dakar dabei und hat schon in etlichen Gebieten der Welt unterrichtet. Er erzählte uns viel über das Gesundheitswesen in Malawi und wie rückständig auch das Verhältnis der Malawier gegenüber geistig und körperlich behinderten ist. Direkt vor seiner Haustür in Blantyre hatte ein Mann einen epileptischen Anfall – die Leute dachten er sei vom Teufel besessen und haben ihn bei lebendigem Leib angezündet. Das erinnert uns doch an die Hexenverbrennung bei uns früher. ? Zu dem Tod haben die Leute wohl ohnehin eine andere Einstellung als wir. Thomas erzählte uns das der Tod eines Patienten im Krankenhaus mit einem „his time has come“ akzeptiert wurde. Das seine Zeit noch nicht gekommen wäre, wenn man ihn nur auf die Seite gedreht hätte interessierte eher weniger. Bezüglich der Entwicklungshilfe hatte er auch seine Meinung – es ist eigentlich reine Selbsterhaltung. Natürlich versuchen die Mitarbeiter bei der GIZ so viele Projekte zu generieren, wie geht. Sonst würden sie ja ihren Job verlieren. Das beste Projekt, von dem er erzählt hat, war, eine Praktikantin sollte in einer Schweisserei Kinderwagen für die Armen herstellen. In Afrika – insbesondere bei der armen Bevölkerung – benutzt niemand Kinderwägen. Die Kinder werden auf dem Rücken geschnallt. Bei dem Untergrund sind Kinderwägen sinnlos. Und ebenso erfolgreich verlief das Projekt. ? Bitte versteht uns hier nicht falsch, punktuell und in kleinem Rahmen hilft Entwicklungshilfe natürlich, aber eigentlich ist sie ein politisches Druckmittel. Das Grundproblem, warum es den Leuten schlecht geht, wird in der Regel nicht behoben. Es werden im wesentlichen nur die Ursachen bekämpft, nicht dir Ursache. 

Am nächsten Tag sollte es los Richtung Zambia gehen. Wir fuhren auch frohen Mutes los. Nach ca. 20 km ist der Öldruck teilweise bis auf 0 abgefallen – für alle nicht Automechaniker – kein gutes Zeichen. Wir also wieder umgedreht, ab zurück nach Lilongwe. Unsere Vermutung, der Druckgeber war kaputt, weil wir ja immer Öl kontrolliert haben. Also machten wir uns auf die Suche nach einem Öldruckgeber. In dem ersten Ersatzteilladen wurden wir nichts. Der schickte uns zu einem anderen. Wir dachten uns nix böses und fuhren den angegebenen Weg. Viele von euch wissen jetzt schon, wenn ich das schreibe, jetzt kommt wieder was. Und ja es kam wieder was. Wir bogen in eine sehr belebte Straße ab (hunderte von Menschen) und schon zu Beginn war es schwierig mit dem Auto voran zu kommen. Schließlich kamen wir nicht mehr vor und zurück, wir hatten die Straße erwischt, an dem der lokale Busbahnhof liegt. Plötzlich sprangen auch wieder Männer auf unser Auto, fragten wieder nach Moneymoneymoney und wollten uns nicht in Ruhe lassen. Kein schönes Gefühl, wenn man nicht vor und zurück kann. Das Geklopfe an den Scheiben wurde auch immer mehr, Harry war kurz vorm Ausrasten, aber das ist in so einer Situation eher der falsche Weg… Nun man fühlte sich wieder bedrängt und bedroht. Vor unserem Auto stand auch direkt ein Polizist, der meinte, das wäre wohl nicht seine Aufgabe, die Leute von unserem Auto fern zu halten. Da habe ich ihm mal was anderes erklärt und er verscheuchte halbherzig die aufdringlichen Leute. Endlich wurde der liegen gebliebene Bus auch etwas zur Seite gerollt und wir konnten weiter – schweißgebadet. Bevor wir nochmal was auf eigene Faust probieren, fahren wir lieber wieder zum Hostel und fragen den Besitzer um Rat. Gesagt getan, er beorderte auch direkt seinen Mechaniker herbei und hatte überhaupt kein Problem, dass wir direkt auf seinem Parkplatz einen Ölwechsel machen. Er stellte uns noch einen 20 Liter Kanister zur Verfügung. Nun als erstes prüfte Harry unsere Theorie bezüglich des Wackelkontakts – Fehlanzeige. Dann fachsimpelte er mit dem Mechaniker, ob man zuerst einen Ölwechsel oder nach einem Ersatz-Druckgeber suchen sollte. Nach einigem Hin und Her entschieden wir uns für einen Ölwechsel. Harry drehte die Schraube auf – es kamen vielleicht ein bisschen mehr als 5 Liter Öl aus dem Motor (eigentlich sollten es 15 Liter sein). Oh wir waren so happy, das Problem war das wenige Öl. Also füllten wir wieder gut auf. Der Messstab für den Ölstand muss irgendwie falsch sein, der zeigte nämlich immer etwas über Maximum an. Und Harry war beim Öl Kontrollieren wirklich sehr gewissenhaft… Manchmal steckt man nicht drin. Alle Angestellten freuten sich mit uns! Der Burger mit kaltem Bier schmeckte noch viel besser. ?

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